Heimisches „Superfood“ – nachhaltige Alternativen zu Açai, Chia, Goji und Co.
Exotische „Superfoods“ liegen voll im Trend – das Geschäft mit den spannend klingenden Samen, Beeren, Nüssen und sonstigen heilversprechenden Pflanzenteilen hat sich in Deutschland in den letzten Jahren zu einem Millionengeschäft entwickelt. Allein der Absatz an Chia-Samen hat sich in den letzten Jahren mehr als vertausendfacht.
Die Diskussion um die angeblichen Heilwirkungen und gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe der Produkte ist längst entbrannt. Zahlreiche Experten, darunter auch Mediziner und Ernährungswissenschaftler, stehen den Aussagen kritisch gegenüber.
Jedoch steht eines fest: Bei all diesen Produkten handelt es sich um hochwertige, gesunde Nahrungsmittel. Sie weisen hohe Anteile an Vitaminen, Omega-3-Fettsäuren, Ballaststoffen oder Mineralstoffen auf.
Das eigentliche Problem an den Produkten liegt eher in einem anderen Bereich, nämlich dem der Nachhaltigkeit. Aufgrund häufig sehr langer Transportwege weisen viele „Superfoods“ eine Ökobilanz auf, die alles andere als super ist. Die anteilsmäßig größten Produktionsländer der „Superfoods“ sind Peru und Bolivien (Quinoa), Mexico (Chia-Samen und Avocado), Dominikanische Republik und Kolumbien (Avocado) und Brasilien (Açai-Beere). Die Produkte haben also bereits viele Tausende Kilometer per Schiff und LKW zurückgelegt, bevor sie bei uns in der Küche landen.
Ein weiteres Problem ist die drastische landwirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderung in den Anbauländern, die durch die rasante Nachfragesteigerung unnatürlich schnell stattfindet. In Mexico werden in kürzester Zeit tausende Hektar Wald gerodet, um dort Avocados in Monokultur anzupflanzen. Der hohe Wasserbedarf der Avocadopflanze (ca. 1.000 Liter für 2,5 Avocados) hat zur Folge, dass es verstärkt zu Dürren kommt. Der hohe Pestizideinsatz in den Monokulturen verschmutzt das wenige Trinkwasser zusätzlich.
Trotz der großen Nachfrage, durch die viel Geld in die Erzeugungsländer fließt, wird die Schere zwischen Arm und Reich eher größer als kleiner, da es den Kleinbauern nicht möglich ist, auf dem internationalen Markt mitzuhalten. Durch die steigende Nachfrage steigen außerdem auch die Preise. Deshalb kann sich die lokale Bevölkerung diese Produkte nicht mehr leisten, was besonders bei Grundnahrungsmitteln wie Quinoa ein großes Problem darstellt.
Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Ganz muss man auf die gesunden Helferlein nicht verzichten, denn es gibt Alternativen. Zum einen sollte man bei diesen wie auch bei allen anderen Produkten darauf achten, zumindest zertifizierte Fairtrade- bzw. Bio-Produkte zu kaufen, da hierdurch vor allem die Auswirkungen vor Ort reduziert werden.
Zum anderen muss der Weg zum gesunden „Superfood“ nicht über tausende Kilometer entfernte Plantagen gehen. Denn auch bei uns gibt es lokale und regionale Produkte, welche mit der exotischen Konkurrenz aus Lateinamerika ohne Probleme mithalten können. Neben einem besseren ökologischen Fußabdruck überzeugen bei den heimischen Produkten auch die Qualität und die Frische, da die exotischen „Superfoods“ oftmals zu früh geerntet werden, um den mehrwöchigen Transport in Containern zu überstehen. Anschließend müssen sie in Deutschland noch nachbehandelt und nachgereift werden.
Hier noch einige Beispiele, wie sich die Exoten durch heimische „Superfoods“ mit ähnlichen Inhaltsstoffen und Wirkungen ersetzen lassen:
Leinsamen statt Chia-Samen
• Ballaststoffe
• Eiweiß
• Omega-3-Fettsäuren
Hirse statt Quinoa
• Eiweiß
• Mineralstoffe
• Vitamine
Heidelbeeren statt Aronia-Beeren
• Anthocyane
• Vitamine C und E
• Gerbstoffe
Kürbiskerne statt Açai
• Proteine
• Mineralstoffe
Lupine statt Papaya
• Eiweiße
• Ballaststoffe
• ungesättigte Fettsäuren
Löwenzahn statt Matcha
• Bitterstoffe
• ätherische Öle
• Vitamin C
Brennnessel statt Goji-Beeren
• Eisen
• Vitamin C
• Mineralstoffe
Kohl statt Granatapfel
• Vitamine A. B, C und K
• Mineralstoffe
• Spurenelemente Phosphor, Eisen und Mangan
• Ballaststoffe
• kaum Kalorien